Wo ich am 11. September war und was ich da gemacht hab – wie viele von uns, weiß ich das noch ganz genau.
Damals war ich gerade während meiner Ausbildung am Journalistischen Seminar in meinem zweiten Praktikum bei Aktienresearch in München, das wenig später zu Aktien & Co. wurde. Spannende und sehr lehrreiche Zeit in diesem wöchentlich erscheinenden Magazin. Die meisten von uns waren an diesem Freitagmorgen schon da. Es war ruhig, der Redaktionsschluss war gerade vorbei und es hätte ein entspannter Tag werden können. Ich erinnere mich, dass Chefredakteur Marc Reisner damals irgendwann recht kommentarlos den Fernseher aus seinem Büro in den Flur gestellt hat.
Der Einsturz des Südturms auf ABC News
Wenige Minuten zuvor, um 8.46 Uhr, war ein Flugzeug im Nordturm des World Trade Center eingeschlagen. Von da an hockten und standen wir alle mehr oder weniger fassungslos vor dem Fernseher, um die immer gleichen Nachrichten mit den immergleichen Bildern zu schauen, auch von dem zweiten Einschlag dann keine 20 Minuten später. Der zumindest die Frage klärte, ob das ein Unfall war oder nicht.
Einige Stunden haben wir da so gesessen und gestanden. Sind zurück an den Schreibtisch gegangen, wieder zurückgekommen, haben abwechselnd auf der noch vom Umzug stammenden Kiste gesessen und da gestanden. Worüber wir geredet haben oder ob überhaupt, weiß ich nicht mehr.
Irgendwann kam der Chefredakteur des Schwesterblatts Euro am Sonntag runter, Frank B. Werner. Und dann haben wir alle irgendwann auch mit unserer Doppelsonderseite zum Thema Anschlag auf das World Trade Center angefangen, jeder ein oder zwei Stücke. Erste Ausblicke darauf, was sich an den Märkten an diesem Tag noch so bewegte und was dieser elfte September und die durch ihn ausgelöste Unsicherheit für die verschiedenen Anlageklassen noch würde bedeuten können.
Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg hat eine Chronologie der Anschläge und die tagesschau vom Tage damals einen Bericht.
Das World Trade Center im Mai 2001
Eine sich zumindest einige Wochen lang merkwürdig unwirklich anfühlende und auch folgenreiche Zeit fing damals an.
Der Relaunch zu Aktien & Co. war zu der Zeit meiner Erinnerung nach schon beschlossen oder dies stand kurz bevor. Eine meiner letzten Amtshandlungen in diesem sonst rundum wunderbaren und sehr lehrreichen Praktikum war dann noch, mir etwas Schönes für eine mögliche Rubrik zu überlegen. Heraus kamen die Rätsel, die ich von da an als freie Autorin neben der Ausbildung für Aktien & Co. noch einige Monate lang verfasst habe.
Ihn kennt man heute noch gut.
Der unscheinbare Imperialist
Er wird verachtet, bewundert und beneidet. Mit seinem Produkt wollte er den Menschen Gutes tun. Konkurrenten und Kunden hassen ihn dafür.
Über Person X kursieren unzählige Witz- und Hassseiten im Internet. Ein bezeichnender Witz geht so: „Wie wechselt X eine kaputte Glühbirne aus? Gar nicht. Er erklärt die Dunkelheit zum neuen Standard.“
Kein anderer Konzernchef seiner Branche wird so verachtet und verhöhnt. Bewunderern gilt er als Inbegriff des amerikanischen Traums. Einige seiner Gegner glauben dagegen, er sei mit dem Teufel im Bund. Sein Name dient ihnen als Beweis – gerne und ausführlich rechnen sie vor, dass dieser der Teufelszahl 666 entspricht. Der Mann ist Legende, und er ist hoch umstritten.
Im Oktober 1955 wurde Person X in Seattle geboren. Als Kind soll er ein so genannter Nerd gewesen sein – ein Verlierer und Sonderling. Einer, der beim Fußballspielen immer als letzter übrig bleibt. Das einzige, was ihn interessiert haben soll, war Technik. Mit 13 Jahren hat er angefangen, an den einschlägigen Geräten zu basteln.
Während des Studiums in Harvard gründete er 1975 sein Unternehmen. Er hatte sich zum Ziel erkoren, eine damals nur wenigen zugängliche Technologie für die Masse herzustellen. Dass ihm dies gelungen ist, geben Freunde, Gegner und Konkurrenten mehr oder weniger zähneknirschend zu. Er selbst betrachtet dies als emanzipatorische Leistung. Über Jahre war er der reichste Amerikaner. Einen Teil seines Vermögens steckt der Vater zweier Töchter in wohltätige Zwecke wie etwa kostenlose Computer an Schulen oder Impfprogramme in Entwicklungsländern.
Den Durchbruch zum Imperium hat Firmengründer X 1980 geschafft. Damals hat ihn der damalige Marktführer zum Hauptzulieferer für einen neuen Produktstandard gemacht – und sich die Rechte an dem Produkt abschwatzen lassen. Seither entwickelt Manager X das Produkt ständig weiter. Das Nachfolgeprodukt kennt heute fast jeder. Die meisten nutzen es, und es gibt kaum jemanden, der nicht schon darunter gelitten hätte.
Seinen Produkten auszuweichen war lange fast unmöglich. Mit technischen Mitteln sollen Mister X Mitarbeiter die Zielgruppe zu ihrem Glück gezwungen haben. Ein bezeichnender Witz über das Unternehmen geht so: „Wie viele X-Angestellte braucht man, um eine kaputte Glühbirne auszuwechseln? Drei. Der erste besorgt die Glühbirne, der zweite ändert die Fassung, damit keine Glühbirnen des Konkurrenten hineinpassen, und der dritte erklärt dem amerikanischen Justizministerium, dass dies fairer Wettbewerb sei.“
Seit Jahren prüfen die Kartellbehörden in den USA und Europa, ob das Unternehmen von Mister X eine Monopolstellung hat. Im Januar hat Chef X überraschend seinen Posten abgetreten. Den Sitz im Aufsichtsrat behält er.
Auflösung weiter unten.
Die Rede war natürlich von Bill Gates.
Für mich übrigens eigentlich immer schon einer der Guten, nicht zuletzt wegen seiner Verdienste um die Impfung für alle.